Vitamin D substituieren - sinnvoll oder nur ein Hype?

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Hinweis: Bitte substituieren Sie weder Vitamin D noch andere Ergänzungsmittel eigenhändig auf Verdacht, sondern lassen Sie sich im Vorfeld immer von einer Ärztin oder einem Arzt beraten und Ihren genauen Bedarf gegebenenfalls per Blutanalyse bestimmen.

Die Einnahme von Vitamin D Präparaten wird seit Jahren von Wissenschaftlern diskutiert, gerade in den Wintermonaten kommt dieses Thema immer wieder auf. Aber wie genau kann ein Vitamin-D-Mangel eigentlich entstehen, warum kann das gefährlich werden und wer kann davon betroffen sein? Die wichtigsten Informationen rund um Vitamin D möchten wir Ihnen hiermit auf den Weg geben.


Was genau ist Vitamin D eigentlich?

Vitamin D ist - anders als der Name vermuten lässt - gar kein Vitamin sondern ein Prä-Hormon, da es erst in der Haut mithilfe von UVB-Strahlen aus einer Vorstufe (7-Dehydrocholesterol) selbst gebildet werden kann. Der menschliche Bedarf an Vitamin D kann über Sonnenlicht und Nahrung abgedeckt werden. Allerdings ist die Aufnahme über das Licht deutlich effektiver, denn über die Haut synthetisiertes Vitamin D besitzt eine doppelt so lange Halbwertzeit im Blut wie Vitamin D, welches über Nahrung oder andere Supplemente aufgenommen wird.


Aber wofür brauchen wir Vitamin D überhaupt?

Vitamin D ist unverzichtbar für unseren Körper und wird für viele Prozesse benötigt. Es unterstützt das Immunsystem, stärkt die Knochen und hilft der Muskulatur. Das Prä-Hormon fördert die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus dem Darm sowie ihre Verwendung im Knochen. Ein extremer Mangel kann daher zu Schädigungen der Knochen führen, was sich in Knochenschwund oder Knochenverformung äussern kann. Des Weiteren hat Vitamin D Einfluss auf die Herstellung der Botenstoffe Serotonin und Dopamin im Gehirn, welche unter anderem die Aktivität, Stimmung und psychische Verfassung regulieren.


Ausserdem ist man bei einem Mangel anfälliger für Infektionen, da das Immunsystem geschwächt wird. Auch ein Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Erkrankungen wie Typ 2 Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Multipler Sklerose und Krebs wird vermutet. Hierzu gibt es bisher allerdings widersprüchliche wissenschaftliche Erkenntnisse.


Wie kann ein Vitamin-D-Mangel entstehen?

Es gibt bestimmte Faktoren, die das Auftreten eines Mangels begünstigen können, dazu gehören unter anderem eine zu geringe Dauer im Freien bzw. im Sonnenlicht, die durch unseren aktuellen Lebensstil aber auch die geografische Lage in den nördlichen Breitengrade begünstigt wird. In den Monaten von März bis Oktober ist die Sonneneinstrahlung auch bei uns stark genug, dass 20-30 Minuten Sonnenlicht täglich zu einer ausreichenden Vitamin D-Bildung führen können. Hierbei spielen allerdings auch die Höhenlage, der Ozongehalt der Luft sowie die Luftverschmutzung eine Rolle. Während des restlichen Jahres reicht die Strahlung in der Regel nicht aus, um alleinig dadurch den Vitamin D Bedarf zu decken.


Ausserdem sind ältere Menschen anfälliger für einen Mangel, da sich die Haut im Alter verändert und eine geringere Syntheseleistung erbringen kann. Auch übergewichtigen Personen können wegen einer stärkeren Aufnahme des Vitamins D ins Fettgewebe eher davon betroffen sein. Die Farbe der Haut spielt ebenfalls eine Rolle, dunklere Hauttypen leiden eher unter einem Mangel, da mehr UV-Exposition benötigt wird. Des Weitern spielen verschiedene chronische Erkrankungen wie z.B. eine Niereninsuffizienz oder die Einnahme bestimmter Medikamente eine Rolle.



Was sind die typischen Symptome eines Vitamin D Mangels?

Welche Funktionen Vitamin D im Körper übernimmt, wurde ja bereits erläutert. Daraus können bei einem Mangel folgende Symptome entstehen:


Aus psychologischer Sicht macht sich das Ganze oftmals durch Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten bemerkbar. Physiologische Symptome können unter andere, Knochenschmerzen, Atemwegsinfekte oder Haarausfall sein.


Bitte beachten Sie: Dieser Artikel ersetzt keine Beratung durch eine medizinische Fachkraft. Symptome können sowohl in ihrer Form als auch Intensität sehr individuell auftreten. Gewisse Symptome können auch durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden. Bitte wenden Sie sich bei Beschwerden immer an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.


Also lieber schnell substituieren?

Zur Einnahme von Vitamin D Präparaten gibt es immer wieder auch Kritik von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Diese beruht zum einen auf der Tatsache, dass Vitamin D nicht als “Allheilmittel” gesehen werden sollte, da einige der ihm teilweise zugeschriebenen Wirkungen wissenschaftlich noch nicht abschliessend geklärt sind.

Zum anderen geht es den Kritikern darum, dass das Vitamin nicht einfach blind und ohne ärztliche Absprache eingenommen werden sollte. Eine zu hohe Vitamin-D-Dosis kann sich nämlich auch schädlich auswirken: Es entsteht ein erhöhter Kalziumspiegel, der unter anderem zu Übelkeit, Magenbeschwerden und in schwerwiegenden Fällen auch zu Nierenschäden und Herzrhythmusstörungen führen kann.


Der Körper ist durchaus in der Lage, Vitamin D zu speichern und trotz verminderten Möglichkeiten bis zu einem gewissen Teil auch noch im Winter produzieren. Es kann also nicht grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass alle Personen in den dunkleren Monaten an einem Vitamin-D-Mangel leiden. Die Möglichkeit der Eigenproduktion des Körpers kann unter anderem durch oben aufgeführte Umstände gemindert sein, auch hier ist jedoch keine pauschale Beurteilung möglich. Um Ihren individuellen Bedarf zu erfahren, ist eine Blutuntersuchung unabdingbar. Dabei ist aber auch zu beachten, dass es sich hierbei um eine Momentaufnahme handelt und selbst bei einem niedrigen Wert nicht grundsätzlich von einem chronischen Vitamin-D-Mangel ausgegangen werden kann. Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten, ob und in welchem Umfang eine Substituierung bei Ihnen notwendig und sinnvoll ist.


Wie so oft ist also eine medizinische Rücksprache und viel Bewegung an der frischen Luft sinnvoll um fit und gesund zu bleiben. Nutzen Sie das Wochenende oder Ihre Mittagspause also doch zum Beispiel mal wieder, um eine grosse Runde spazieren zu gehen.



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Quellen:

- Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D. Robert Koch Institut. Januar 2019.

- Hype um Vitamin-D-Substitution. Was bleibt? H. A. Bischoff-Ferrari. September 2020.

- Vitamin D-Produkte – Wann sind sie sinnvoll? Verbraucherzentrale. November 2020.

- Vitamin D Mangel. Medix. F. Huber, U. Beise. September 2016.

- Vitamin D. Ärzteblatt Sachsen. S. Karger, A. Roth. September 2017.

- Vitamin-D-Substitution. Pharmazeutische Zeitung. C. Müller. Juni 2019.

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