Nahrungsergänzungsmittel - sinnvoll oder nicht?
Über Nahrungsergänzungsmittel gibt es viele Meinungen, die von “völlig unnötig” über “bei Bedarf” bis zu “essentiell” reichen. Kann theoretisch der gesamte Vitamin- und Mineralstoffbedarf über Lebensmittel gedeckt werden? Was sollte man beim Konsum und Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln beachten? Diese und weitere Fragen möchten wir im heutigen Blogpost für Sie klären.
Was genau sind Nahrungsergänzungsmittel eigentlich?
Die Präparate bestehen aus Vitaminen oder Mineralstoffen und enthalten in der Regel isolierte Nährstoffe in konzentrierter Form. Die Herstellung erfolgt meist synthetisch, wobei die Mikronährstoffe jedoch die gleiche chemische Struktur besitzen, die auch in der natürlichen Form der Substanz zu finden ist. Es gibt sie in der Form von Tabletten, Kapseln, Brausetabletten, Pulver oder Flüssigkeit. Typische Ergänzungsmittel sind Vitamin-Vorstufen (Provitamine) wie zum Beispiel Betacarotin, Vitamine wie Vitamin C oder E, Mineralstoff- und Spurenelemente wie Magnesium oder Eisen, Eiweissbestandteile wie L-Cystein oder Fettsäuren wie zum Beispiel Omega-3 oder -6-Fettsäuren. Nahrungsergänzungsmittel sind nicht verschreibungspflichtig und werden daher auch von staatlicher Seite nicht oder nur bedingt auf Ihre Sicherheit und Wirksamkeit überprüft.
Wie wirksam sind Nahrungsergänzungsmittel?
Wie bereits erläutert, werden die Nährstoffe meist in hochkonzentrierter Form hergestellt, trotzdem gibt es bei der grundsätzlichen Wirksamkeit teilweise grosse Schwankungen. Zum einen weisen die isolierten Nährstoffe zwar eine hohe Bioverfügbarkeit auf, jedoch profitiert der Körper noch mehr von natürlichen Lebensmitteln, die eine grosse Anzahl an Vitalstoffen in Verbindung mit sekundären Pflanzenstoffen bieten. Zum anderen schwankt die Konzentration der Stoffe, und somit die mögliche Wirksamkeit in unterschiedlichen Nahrungsergänzungsmitteln je nach Hersteller, Preis etc.. Um die Wirksamkeit zu steigern, sollte man ausserdem darauf achten, in welcher Kombination man verschiedene Mitteln zusammen einnimmt, da dabei manchmal eine Verstärkung oder auch Verringerung der Wirkung hervorgerufen werden kann. Nicht zuletzt ist es natürlich wichtig, sich an die Dosierempfehlungen zu halten: je nach Nährstoff kann eine Überdosierung negative gesundheitliche Folgen haben.
Für wen sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?
Bitte beachten: Die hier aufgeführten Personengruppen dienen als Beispiel. Auch bei anderen gesundheitlichen Faktoren, Essgewohnheiten etc. kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein. Die hier genannten Angaben zu Vitaminen und Mineralstoffen sind ebenfalls beispielhaft und weisen keine Vollständigkeit auf. Bevor Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen, holen Sie sich bitte immer ärztlichen Rat ein und halten Sie sich an die vorgeschriebenen Dosierungen.
Grundsätzlich sei gesagt, dass bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung zunächst nicht von einem Bedarf an zusätzlichen Nahrungsergänzungsmitteln ausgegangen werden kann. Eine zuverlässige Aussage kann jedoch nur anhand eines Blutbildes erstellt werden, schon alleine, da die Verwertung von Nährstoffen sehr individuell sein kann. So kann es vorkommen, dass beispielsweise eine omnivor lebende Person einen höheren Eisenmangel hat, als eine vegan lebende.
Trotzdem gibt es Personengruppen, die prädestinierter dafür sind, an gewissen Mangelerscheinung zu leiden als andere:
Leistungssportlerinnen und Leistungssportler
Je höher die körperliche Aktivität, desto höher auch der Energie- und Nährstoffbedarf. Besonders wenn es sich um einen sehr schweisstreibenden Sport handelt, sollten Mineralstoffe wie Magnesium oder Kalzium gegebenenfalls substituiert werden. Auch ein Mangel an Proteinen kann nicht nur zu verminderter Leistungsfähigkeit und geringerem Muskelaufbau führen, sondern beispielsweise auch Krämpfe hervorrufen. Gerade beim Ausdauersport werden ausserdem vermehrt freie Radikale gebildet, welche durch oxidativen Stress ausgelöst werden und den Muskelaufbau anregen. Um hier einen Ausgleich zu schaffen, eignen sich antioxdative Vitamine wie A, C und E. Hier sollte allerdings vermehrt auf die Aufnahme über natürliche Lebensmittel gesetzt werden, da die Vitamine in Form von Nahrungsergänzungsmitteln in verschiedenen Studien weniger positive Ergebnisse gezeigt haben. Vitamin B unterstützt ausserdem die Energiebereitstellung und Eisen fördert die Sauerstoffversorgung des Körpers.
Schwangere und Stillende
Schwangere und Stillende leiden vermehrt an einem Mangel an Folsäure, Eisen, Kalzium, essentiellen Fettsäuren und Jod. Vor allem Folsäure sollten Schwangere dabei substituieren, da eine starke Unterversorgung eventuell zu Fehlbildungen bei dem ungeborenen Kind führen kann. Da sich die Blutmenge während der Schwangerschaft um etwa einen Liter erhöht, steigt auch der Eisenbedarf. Wie bei allem gilt natürlich auch hier, im Vorfeld Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin zu halten.
Raucherinnen und Raucher
Raucherinnen und Raucher haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin C, da durch die Schadstoffe der Zigaretten der Körper mit freien Radikalen belastet wird. Ausserdem hemmt der Tabakkonsum die Aufnahme von Vitamin C aus dem Darm. Dabei gilt vor allem für Seniorinnen und Senioren: Vitamin C am besten über natürliche Lebensmittel aufnehmen, besonders viel davon findet man zum Beispiel in roter Paprika. Selbstredend, dass ein Verzicht auf das Rauchen die effektivste Methode wäre.
Bei Vorbelastung des Darms
Sowohl bei akuten und chronischen Darmerkrankung als auch bei langer Medikamenteneinnahme ist der Darm besonders belastet und oftmals liegt ein Mangel an Eisen und Zink vor. Hier gilt es allerdings unbedingt ärztlichen Rat einzuholen, da zum Beispiel eine zu frühe Einnahme nach einer Krankheit die Schleimhaut zu sehr reizen kann.
Veganerinnen und Veganer
Grundsätzlich können Personen, die teilweise oder komplett auf tierische Produkte verzichten, bei einer ausgewogenen und durchdachten Ernährung all ihre benötigten Vitamine und Mineralstoffe aus natürlichen Lebensmittel beziehen. Mit einer Ausnahme: Wer komplett vegan lebt, sollte Vitamin B12 substituieren, da der Bedarf nicht nur mit pflanzlichen Lebensmitteln abgedeckt werden kann. Vitamin B12 ist unter anderem für die Zellteilung, Blutbildung und funktion des Nervensystems wichtig.
Bitte nicht übertreiben
Wie bereits angemerkt, sollten Sie Nahrungsergänzungsmitteln nie ohne vorherigen ärztlichen Rat zu sich nehmen. Bitte beachten Sie auch, dass bei einigen Vitaminen und Nährstoffen eine Überdosis gesundheitliche Schäden mit sich ziehen kann und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten entstehen können.
Wie so oft gilt also auch bei Nahrungsergänzungsmitteln, dass man nicht auf eigene Faust herumexperimentieren, sondern sich lieber den Rat eines/r Spezialisten/in einholen sollte. In den meisten Fällen ist ausserdem die Anfertigung eines Blutbildes unumgänglich, um eine fundierte Aussage über mögliche Mängel treffen zu können.
Es gibt unzählige Produkte auf dem Markt, die oftmals grosse Versprechungen machen. Meistens ist allerdings eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil völlig ausreichend, um den Vitamin- und Nährstoffbedarf des Körpers zu decken.
Sollten Sie sich ausserdem für das Thema Vitamin D interessieren, empfehlen wir Ihnen unseren Blogpost dazu.